In Deutschland dürfen ab 2025 keine neuen Öl- und Gasheizungen als alleinige Heizungsgeräte installiert werden. Nach den Plänen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz sollen dafür bis 2030 bis zu sechs Millionen Wärmepumpen in Deutschland verbaut werden. Die Devise lautet: Weg von fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren Energien. Um diese Transformationsphase zu meistern und das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, gilt die Wärmepumpe als Schlüsseltechnologie. Doch obwohl die Wärmepumpe eine ausgereifte Technologie ist, die schon seit Jahrzehnten erfolgreich in Neubauten und Bestandsgebäuden eingesetzt wird, haben einige Verbraucher1 nach wie vor Vorbehalte gegenüber dieser Technologie. Ein Abgleich häufig genannter Vorurteile mit dem – wissenschaftlich untersuchten – aktuellen Stand der Technologie zeigt, dass die Wärmepumpe die Lösung für klimafreundliches und unabhängiges Heizen ist.
1. Wärmepumpen eigenen sich für den Einsatz in Neu- und Altbauten
Ein verbreitetes Vorurteil gegenüber der Wärmepumpe ist, dass sie sich nur für den Einsatz in Neubauten eignet und nicht für ältere Gebäude. Mittlerweile ist die Nutzung von Wärmepumpen jedoch in nahezu allen Gebäudetypen möglich und sinnvoll – vom Einfamilienhaus bis zu Gewerbegebäuden, sogar im unsanierten Altbau. Mit seinen Felduntersuchungen von Wärmepumpenanlagen im Laufe der letzten 20 Jahre hat das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE gezeigt, dass es möglich (und notwendig) ist, Wärmepumpen ökologisch und ökonomisch erfolgreich in Bestandswohngebäuden einzusetzen. Die Ergebnisse der Feldtests zeigen deutlich, dass Wärmepumpen in der Lage sind, auch in nicht sanierten oder nur geringfügig sanierten Bestandsgebäuden die notwendige Wärme zu liefern. Moderne Wärmepumpensysteme können Vorlauftemperaturen von bis zu 70°C erreichen. Zudem ist die Umrüstung auf eine Wärmepumpe oft technisch einfacher möglich als landläufig angenommen. Im Wohngebäudebereich können oft sogar die bestehenden Heizkörper an das Heizsystem angeschlossen werden oder es müssen lediglich einzelne Heizkörper ausgetauscht werden.
2. Wärmepumpen schaffen Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen
Die Energieeffizienz ist ein entscheidender Faktor bei der Wahl des Heizsystems. Besonders die Wärmepumpentechnologie wird unter diesem Aspekt häufig hinterfragt. Dabei setzt sich die durch die Wärmepumpe gewonnene Wärmeenergie aus 75 % Umweltenergie (je nach Bauart aus der Luft, der Erde oder aus dem Grundwasser), die jedem kostenlos zur Verfügung steht, und aus lediglich 25 % Antriebsenergie (also Strom) zusammen. Im Verhältnis ist der Stromverbrauch eher gering. In Kombination mit einer eigenen Photovoltaikanlage können die Stromkosten zusätzlich minimiert und ein von schwankenden Strompreisen unabhängiges Heizen ermöglicht werden. Auch der CO2-Ausstoß wird im Vergleich zu konventioneller Wärmeerzeugung mittels Verbrennung von Öl und Gas verringert.
Aufgrund des Krieges in der Ukraine, plant die Bundesregierung zudem einen noch schnelleren Ausbau der regenerativen Stromversorgung. Dieser sieht vor, dass bereits 2035 der Strom in Deutschland nahezu vollständig aus erneuerbaren Energien stammen soll.
3. Wärmepumpen arbeiten effizient und sparen Energiekosten
Prof. Dipl.-Ing. Werner Schenk (Hochschule München) hat mit seinen Berechnungen die Energieeffizienz von Wärmepumpen wissenschaftlich untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Wärmepumpe eine der effizientesten Arten ist zu heizen, auch bei niedrigen Außentemperaturen. Denn eine Wärmepumpe kann aus 10 kWh regenerativem Strom 45 kWh Wärmeenergie erzeugen. Im Vergleich dazu erbringt eine Brennstoffzelle unter denselben Bedingungen nur 8,8 kWh Wärmeenergie und die Gasbrennwerttechnologie lediglich 7 kWh.
Ein positiver Energieoutput zeigt sich auch in Bestandsgebäuden. Bestandsgebäude sind in der Regel Gebäude, deren Bauantrag bzw. Bauanzeige mindestens fünf Jahre zurückliegt. Beim Einsatz von Wärmepumpen wird dabei häufig eine niedrige Jahresarbeitszahl (JAZ) angenommen – sprich: eine schlechte Energieeffizienz. Eine Untersuchung des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme ISE konnte dies jedoch widerlegen. In Bestandsgebäuden weisen Luftwärmepumpen eine durchschnittliche JAZ von 3,1 auf. Erdwärmepumpen erreichen sogar einen Mittelwert von 4,1. Das heißt: Aus 1 kWh elektrischer Energie werden 3,1 kWh bzw. 4,1 kWh Wärmeenergie gewonnen. Was das an Kosten einspart, hat vor kurzem Verivox berechnet: Durch den Einsatz einer effizienten Wärmepumpe mit einer JAZ von 4,0 können – im Vergleich zu einer Gasheizung – rund 39 % der Kosten eingespart werden. Selbst weniger effiziente Wärmepumpen mit einer JAZ von 2,7 verursachen rund 11 % weniger Kosten als Gasheizungen. Diese Studien belegen, dass Wärmepumpen auch in Bestandsgebäuden effizient arbeiten und ökonomische Vorteile erzielen.
4. Moderne Wärmepumpen haben einen niedrigen Geräuschpegel
Ein weiteres Vorurteil, das häufig als Argument gegen die Anschaffung einer Wärmepumpe genannt wird, lautet: „Wärmepumpen machen Lärm und stören den Nachbarn“. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass sich die Technologie in Bezug auf den Geräuschpegel in den vergangenen Jahren weiterentwickelt hat. Neueste Wärmepumpen-Generationen sind deutlich leiser als ihre Vorgänger. Mit nur 35 db(A) (gemessen in drei Metern Entfernung) sind moderne Außengeräte besonders geräuscharm und mit einem Geräuschpegel in einer Bibliothek vergleichbar, in der geflüstert wird. Moderne Wärmepumpen eignen sich somit sowohl für kleine Grundstücke als auch für dichtbesiedelte Wohngebiete.
5. Wärmepumpen eignen sich als Allround-Lösung auch für Gewerbegebäude
Der Einsatz von Wärmepumpen wird oft nur mit Blick auf Wohnhäuser diskutiert. Doch auch in Gewerbegebäuden wird diese Technologie mit den sogenannten VRV/VRF Systemen (Luft-Luft-Wärmepumpe) schon länger und gerne eingesetzt und bietet dort eine optimale Allround-Lösung sowohl zum Heizen als auch Kühlen und sogar zur Warmwasser Aufbereitung. dm-drogerie markt beheizt beispielsweise die mehrheitliche Anzahl seiner 2.000 Filialen klimafreundlich mit der VRV Wärmepumpentechnologie von Daikin. Mit einem für die Industrie und das Gewerbe dimensionierten Außengerät können heute bis zu 64 Innengeräte in Bürogebäuden, Hotels, Shops, komplexen Gewerbe- und auch großen Wohngebäuden etc. versorgt und eine ganzjährige Gebäude-Klimatisierung sichergestellt werden.
Luft-Luft-Wärmepumpen in Gewerbe- und Industrieunternehmen werden durch die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) mit bis zu 45 % finanziell gefördert. Unternehmen, die Investitionen in ihre Gebäude oder Mietflächen zur energetischen Sanierung tätigen, kommt zudem zugute, dass die Förderung beihilfefrei gestellt wurde.
6. Wärmepumpen besitzen ein großes CO2-Einsparungspotenzial
Insgesamt zeigt sich, dass moderne Wärmepumpen energieeffiziente Multitalente sind, die in vielen unterschiedlichen Gebäudetypen eingesetzt werden können. Wenn es um klimafreundliches und unabhängiges Heizen geht, ist die Wärmepumpe DIE Technologie. Denn auch unter dem Aspekt des Einsparungspotenzials von CO2-Emissionen überzeugt die Wärmepumpentechnologie. Verglichen mit einer Gastherme emittiert eine Wärmepumpe mit einem JAZ von 4,5 rund 149 kg/kWh weniger CO2. Durch die Nutzung von 100 % Ökostrom wird der CO2-Ausstoß der Wärmepumpe sogar auf 0 kg/kWh reduziert.
Eine differenzierte Betrachtungsweise der Wärmepumpentechnologie lohnt sich.
1 Es sind stets Personen jeden Geschlechts gemeint; aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird im Folgenden nur die männliche Form verwendet.
Bildmaterial: DAIKIN